> Zurück

Fastenkalender - 9.3. - 15.3.

Haas Claudia 09.03.2021

 

Head NL

9.3. | Dem Ziel entgegen

Es wird noch manche Schreckensnacht
in Angst und Not und Tränen durchwacht.
Doch auch in Nacht und Sturm und Eis
brennt Gottes Liebe hell und heiß.

Eine Strophe aus einem Lied von P. Cocagnac OP (in der Übertragung von Helmut Oeß). Er hat viele biblische Lieder im vergangenen Jahrhundert geschrieben und auf Deutsch gesungen. Es beschreibt die Situation des Volkes Israel in seiner 40-jährigen Wanderschaft durch Ödnis und Wüste, ständig zwischen Verzweiflung und Hoffnung und Angst vor dem morgigen Tag. Wir sind auch unterwegs, 40 Tage durch die Fastenzeit in der Pandemie – manches Mal fühlen wir uns vielleicht auch wie die Israeliten. Jeden Tag neue Schreckensmeldungen – das Virus lässt uns nicht los und nicht abschütteln, egal wie diszipliniert wir auch sind. Die neuen Mutationen schrecken uns, und doch wollen wir heraus aus den Einengungen und Begrenzungen und Freiheit genießen.

Das Volk Israel durfte immer wieder erfahren, dass Gott, der sie aus Ägypten befreit hat, sie auf ihrer Wanderschaft begleitete und unterstütze. Er war in der Wolke und in der Feuersäule, die ihnen voranging, er gab ihnen Wasser und Manna und verlor nie die Fassung, wenn sie aufgeben wollten. Der biblische Gott ist geduldig und barmherzig mit den Menschen unterwegs – einem Ziel entgegen – dem verheißenen Land. Eine österliche Geschichte.
Mit dem Refrain des Liedes dürfen auch wir hoffen: Verheißenes (O liebliches) Land Kanaan, ach der Weg zu dir ist so weit. Verheißenes Land Kanaan, in dir endet unser Leid.

Peter Jansen, Velbert

Foot NL

 

Head NL

10.3. | Diese Welt ist empfindlich

Menschen werden eingesperrt und mit international erhobener Stimme kann keine Umkehr bei den gerichtlich und politisch Verantwortlichen erreicht werden. Rechtsprechung im Staat XY wird ausgeübt, vollstreckt und damit als Rechtens abgetan.

Menschen werden aus dem Meer gefischt und in Unterbringungen so gut wie vergessen. Eine Zerreißprobe öffentlicher Hin-und Her-Argumentation mit Verweis auf Recht und Ordnung und Sicherheit führt leider oftmals zu keiner politischen Perspektive im Verständnis einer Weltordnung.

Fachexperten, Leistungsträger, Machende, Querdenker, Abenteurer, Verängstigte und Depressive kategorisieren sich in wichtig, wichtiger und noch wichtiger. Viele erhoffen die große Lösung durch Impfungen, andere sehen das als Bevormundung an und viele wollen das Leben zurück, das mal war.

Biblisch gesehen, war es damals auch spannungsreich. Jesus verkündet seine Auffassung vom rechten Verständnis göttlicher Botschaft, derweil Johannes ins Gefängnis geworfen wurde. Jesus zog durch die Lande und verkündete Regeln für die Christenheit und für alle Menschen. Er wollte erfüllen, nicht außer Kraft setzen, was andere schon vor ihm vermittelt hatten. Alle konnten es hören.

In verwirrenden Zeiten macht er klar, konzentriert euch auf Gott. Dann regelt sich alles. Erfüllt, was verkündet ist. Gerechtigkeit ist unser gemeinsames Ziel. Sucht es zu begreifen und konzentriert euch auf das Wesentliche.

Und das ist? Helft den Gebeugten auf, lobt den Herrn und lasst euch nicht entmutigen für Gerechtigkeit einzustehen; macht euch die Weisheit zugänglich, die von Gott kommt; seid voll Vertrauen und baut mit an einem Reich Gottes auf Erden.

Wenn wir stärker übereinkommen, was ein erfülltes gelingendes Leben im solidarischen Miteinander ist, wird es wachsen, das Himmelreich auf Erden. Und dann werden, nach einem afrikanischen Sprichwort, viele kleine Leute an vielen kleinen Orten das Gesicht der Welt verändern.

Sie und ich haben die Wahl und alle Freiheiten mitzumachen und sich dabei auf Gott zu konzentrieren. Legen wir aufs Neue los und stehen wir ein für Gottes tätige Liebe, da wo wir leben und wohnen.

Felizitas Marx, Düsseldorf

Foot NL

 

Head NL

11.3. | Wir sind gefragt

Es ist jetzt fast ein Jahr her, dass in Deutschland die ersten offiziellen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ergriffen wurden. Und noch immer ist unser Alltag stark beeinträchtigt. Vieles von dem, was ich vor einem Jahr gedacht und erlebt habe, gilt immer noch. In vielen Bereichen sind Ausmaß und Spätfolgen noch nicht endgültig absehbar.

Den meisten Menschen, die ich auf die aktuelle Lage anspreche, geht es so wir mir. Es reicht langsam. Keine Lust auf Masken, keine Lust auf geschlossene Läden und Kontaktbeschränkungen.

Aber, wir sind noch nicht am Ende. Ein bisschen müssen wir noch ausharren. Die ersten Lockerungen gibt es bereits. Das macht Hoffnung, jetzt nur nicht zu schnell und zu viel. Sonst haben wir in ein paar Wochen den Salat und es geht zurück auf Lockdown.

Das mit der Hoffnung kennen wir als Christen doch. Und auch das mit dem Warten. Gott hat schon angefangen, sein Reich auf Erden zu bauen und braucht uns Menschen, dass wir daran weiterbauen. Es liegt an uns daran weiterzumachen! Und es liegt an uns, wie der Weg durch die Pandemie weitergeht.

Tobias Kanngießer, Köln

Foot NL

 

Head NL

12.3. | Neuanfang wagen

Während des Firmunterrichts hatte unser Pfarrer uns damals diese Geschichte erzählt: Ein Kaplan sollte den Gefängnispfarrer vertreten und Sonntag die heilige Messe im Gefängnis feiern. Es viel ihm schwer, die richtige Predigt und die richtigen Formulierungen zu finden. Was sollte er sagen, damit er die Menschen erreichen konnte? Dann kam der Tag und als er in die Gefängniskirche einzog, bekam er noch mehr Angst. Nur finstere Gesichter starrten ihn an. Stotternd begann er die Messe. Er wurde immer unsicher und als er dann zur Predigt zum Ambo zog, stolperte er über die Stufe und fiel und lag wie ein Fisch auf dem Trockenen. Lautes Gelächter erschallte sofort. Voller Scham und Angst war der junge Mann wie gelähmt. Dann sprang er auf, stürmt zum Ambo und sagte zu den Anwesenden: „Deswegen bin ich hier. Ich wollte Euch deutlich machen, dass man immer wieder aufstehen kann, wenn man gestürzt ist.“ Diese Geschichte begleitet mich noch heute, fast 30 Jahre nach meiner Firmung. Sie gibt mir den Mut, immer wieder neu anzufangen, wenn ich merke, dass ich zu scheitern drohe oder auf dem falschen Weg bin. Die Fastenzeit lädt uns ein, zu schauen, wo ich auf dem falschen Weg bin und lädt uns zu einem neuen Anfang ein. Hierbei hilft uns Jesus selbst, der uns seine Hand reicht und sagt "Steh auf."

Mario Amico, KAB Düsseldorf

Foot NL

 

Head NL

13.3. | Danke für diesen guten Morgen, Danke …

Das Dankelied feiert in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag – damals machte es eine glänzende Karriere. Von Martin Gotthard Schneider für den Wettbewerb der Evangelischen Akademie Tutzing geschrieben und komponiert, bekam es 1961 den 1. Preis. Es wurde vom Botho-Lucas-Chor eingespielt und bei Electrola auf Singles gepresst, war 1963 für sechs Wochen in den Singlecharts und hatte eine Auflage von 700.000 Platten. (Die B-Seite ist: Antwort auf alle Fragen), obwohl es in der "Zeit" und im WDR keine gute Presse bekam. Es ist das erfolgreichste Neue Geistliche Lied und in 25 Sprachen übersetzt.

Es bräuchte einen musikalischen Relaunch dieses Lied, denn der Text ist und bleibt ja zeitlos gültig. Über die vergangenen Jahrzehnte wurde es zu vielen Festen gesungen: Hochzeiten, Jubelhochzeiten und kommt in Varianten immer wieder vor. Danke sagen für alles, was wir aus der Hand Gottes empfangen ist eine wunderbare Sache. Das Lied ist fast ein moderner Psalm, der unsere Lebensumstände vor Gott trägt und uns selbst froh macht. Leider sind wir der Melodie etwas überdrüssig – daher wird es nur noch selten gesungen. Aber probieren Sie mal, ob Ihnen die sechs Strophen noch alle einfallen. Es könnte das (Morgen-)Gebet für den heutigen Tag werden.

"Danke, dein Heil kennt keine Schranken, danke, ich halt‘ mich fest daran, danke, ach Herr ich will dir danken, dass ich danken kann."

Peter Jansen, Velbert

Foot NL

 

Head NL

14.3. | Freue Dich

Der vierte Fastensonntag trägt den Namen Laetare. Die Lesungstexte dieses Sonntages machen deutlich, dass wir uns immer mehr auf Ostern zu bewegen. Die Trübsal hat bald ein Ende, haltet durch und freut Euch. Laut dem Theologen Pierre Teilhard de Chardin ist die größte Gefahr des Menschen nicht irgendeine Katastrophe, sondern der Verlust der Lebensfreude. Dies merken wir gerade in der heutigen Zeit der Pandemie. In der Schrift „Gegen die Traurigkeit“ von Thomas von Aquin werden sechs alltägliche Dinge aufgeführt, die für die Lebensfreude wichtig sind. Sie lauten: Genießen als Zeichen des Beschenkt werden; schlafen, da ich dann loslassen kann und empfänglich werde; schwimmen, da dies deutlich macht, dass die richtige Balance zwischen Bewegung und Getragenwerden wichtig ist; weinen als Zeichen der Empathie, der Menschlichkeit; Kontakt zu Freunden, da hierdurch der Horizont geweitet wird. Als letzten und wichtigsten Punkt nennt Thomas das Beten. Es löst mich aus meinen engen Zwängen und hilft mir, mich in die Hände Gottes zu legen. All diese kleinen wahrscheinlich selbstverständlichen Punkte helfen uns, die Freude nicht zu verlieren. Wir werden dann zu wahrhaften Menschen. „Jeder der die Wahrheit tut, kommt ins Licht.“ (Joh 3,21) Dies sollte uns erst recht ein Grund der Freude sein.

Michael Inden, Diözesanpräses KAB Köln

Foot NL

 

Head NL

15.3. | Komm' wie Du bist

Manchmal geht mir ein Lied direkt ins Herz. In den letzten Wochen und Monaten war es der Song "Komm' wie Du bist" der Berliner Künstlerin Wilhelmine. Schonungslos ehrlich blickt diese in ihren Texten vor allem auf sich selber. Gleich in ihrer ersten Single "Meine Liebe" machte Sie ihr Coming-out zum Thema. Sie singt über Alkoholmissbrauch im familiären Umfeld und nimmt auch sonst kein Blatt vor den Mund. Mutig und ehrlich zeigt sie vor allem eines: sich. Und dass ihr das gut tut zeigt eben dieser Song: "Hast dich in all diesen Jahren immer kleiner gemacht. Und in all diesen Jahren hat dir das keiner gesagt: komm' wie du bist."

Vielleicht wäre es an der Zeit, auch in der Kirche schonungslos offen und ehrlich auf die dunklen Seiten und Wunden zu schauen. Ich bin sicher, das könnte dazu führen, offener zu sein für die Menschen und ihre Lebenswirklichkeiten. Wir könnten demütig unsere Kirchen und Arme öffnen. Wir wären bereit für eine echte Kultur des Willkommens, die jedem Menschen unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sexueller Orientierung zuruft: "Komm' wie Du bist."

Tobias Wiegelmann, Köln

Foot NL